Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto Barfuss

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto Barfuss„Gustav, Guuustav, es gibt Frühstück“. Mit seiner ca. 45 cm langen Zunge, greift Gustav genüsslich eine Kameldorn Schote nach der anderen aus der Hand seines Pflegers. Mit einer Körperlänge von bis zu sechs Metern gelten Giraffen als größte Landsäugetiere der Erde. So nah sind wir bisher noch keiner Giraffe gekommen. Gustav, Sophie und Shorty leben auf der Voigtländer Gästefarm in Namibia nahe der Hauptstadt Windhoek. Gustav Voigt war einer der ersten Landwirte in Namibia. Im Jahre 1895 kaufte er die Farm Voigtsland, die heute in der vierten Familiengeneration geführt wird. Stefan Voigtländer ist nicht nur ein umsichtiger Gastgeber, er gilt auch als einer der erfolgreichsten Züchter von Simmentaler Rindern in Namibia.

Hier beginnt unsere atemberaubende Reise mit dem Gepardenmann Matto Barfuss. „Die Gesichter der Wüste“ zeigen sich uns in ihren faszinierendsten und emotionalsten Momenten.

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussNach einem herzlichen Abschied von Familie Voigtländer, fahren wir mit unserem Land Cruiser zur Bagatelle Lodge am Rande der südlichen Kalahari. Denn dort sind wir mit einer Erdmännchen Familie verabredet. Nach einer kurzen Nacht stehen wir morgens um 06:30 Uhr an ihrem Bau. Wie wir Menschen, steht dort auf zwei Beinen ein „Wächter“ und sichtet die Lage in alle Richtungen. Besteht keine Gefahr, streckt der Rest der Erdmännchen seine Köpfe aus dem Bau und geht auf die Suche nach Insekten. Eine Eland-Antilope beobachtet ebenso das quirlige Geschehen. Wir begegnen attraktiven Rappen-Antilopen, Oryx-Antilopen und Giraffen in den Dünen.
Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussAm Abend erwartet uns ein besonderer „Game Drive“: dem schnellsten Landtier der Erde bei der Fütterung nahe zu kommen. Drei verwaiste Geparde werden auf einem 12 ha großem Gelände gehalten. Die Bagatelle Lodge ist in Zusammenarbeit mit dem CCF – Cheetah Conservation Fund – ein anerkannter Ort für die Erhaltung dieser Art. Mensch-Tier-Konflikte und ihre starke Bejagung haben dazu geführt, dass nur noch ca. 7000 Geparde in freier Wildbahn leben. „Geparde, die von ihrer Mutter das Jagen nicht erlernen konnten, können nicht mehr ausgewildert werden,“ erklärt uns Matto Barfuss. Mit diesen berührenden Eindrücken schlafen wir in unserem komfortablen Dune-Chalet ein, das direkt auf einer Düne steht.

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussAm nächsten Tag fahren wir weiter zur Kwessi-Lodge, die im NamibRand-Naturreservat liegt, das Teil der Namib-Wüste ist. Die Familie Brückner gründete 1984 das mit 200’000 Hektar umfassende größte private Schutzgebiet im südlichen Afrika. Johann Albrecht Brückner, ein deutsch-namibischer Geschäftsmann, hatte die Vorstellung von einem Ökosystem, in dem sich die heimischen Wildtiere frei bewegen können, ohne Zäune. Dank ihm dürfen wir die Vielfalt einer ursprünglichen Naturlandschaft erleben: die Gesichter der Wüste in ihren eindrucksvollen Farbschattierungen, Grassteppen, mit ihren großen Herden von Oryx- Antilopen, Zebras, Löffelhunden, die wachsam aus ihrem Versteck schauen oder Ohrengeiern, die sich zum nächsten Baum schwingen. In der Nacht bleiben wir eng verbunden mit der Natur. Wir entscheiden uns für das unverdeckte Schlafzimmer in unserem Chalet unter freiem Sternenhimmel. Im Naturreservat gibt es keine Lichtverschmutzung. Es ist das erste ausgezeichnete “International Dark Sky”-Reservat Afrikas.

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussNach dieser klaren Sternen-Nacht geht unsere Reise weiter zur Dead Valley Lodge, die sich direkt im Namib Naukluft Park befindet. Der größte Nationalpark in Afrika mit knapp 50’000 Quadratkilometer Wüstenfläche weltweit. Am Morgen werden wir von den Rufen einer braunen Hyäne geweckt. Matto Barfuss freut sich, denn wir wollen in aller Frühe den „Big Daddy“ erklimmen. Die „Dune 45“ gehört mit einer Höhe von 325 bis 380 m zu den höchsten und berühmtesten Dünen der Welt. Sie ist Teil des UNESCO-Welterbes „Namib-Sandmeer“. Tatsächlich oben angekommen, sind wir begeistert von der Schönheit und dem Blick über die scheinbar unendliche Weite der Wüstenlandschaft.

Den Wüstensand noch in den Schuhen spürend, sitzen wir in unserem Land Cruiser unterwegs zur Cape Cross Lodge entlang der Namib Wüste. Das Robben-Reservat Kreuzkap liegt 115 km nördlich von Swakopmund in der Region Erongo und ragt als Landspitze in den Atlantik hinein, dass zur National Westcoast gehört. Rund um den Felsen am Cape Cross liegen ca. 80.000-100.000 Ohrenrobben, die ihre „eigene „Duftnote“ verströmen und nicht zu überhören sind. Inmitten der Kolonie tummeln sich Robbenkinder. „Wenn Tiere verletzt oder getötet werden, räumen Schakale als „Gesundheitspolizei“ auf,“ so Matto Barfuss.

Der Schriftsteller John Henry Marsh schrieb 1944 ein Buch über die MV Dunedin Star, ein Frachtschiff, das 1941 aus ungeklärten Gründen an der atlantischen Küste sank. Titel: „Skeleton Coast“. Von Möwe Bay aus, befahren wir die nach seinem Buch benannte Skelettküste und bestaunen gestrandete Schiffswracks sowie gebleichte Walknochen.

Übernachten werden wir in unserem eigenen Schiffswrack, in der „Shipwreck Lodge“, die ein wahrer Blickfang ist. Die Lodge befindet sich eingebettet zwischen den Dünen und den Flüssen Hoarusib und Hoanib im Skeleton Coast Park, mit Blick auf den Atlantik. Der 16.845 km² große Park wurde 1971 zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Skelettküste gehört geologisch mit einem Alter von bis zu 1,5 Milliarden Jahren zu den ältesten Gesteinsformationen der Welt. Einzigartig sind die „Canyon Clay Castles“. Lehmburgen, die umgeben sind von großen Basalten und Felsen, wo wir quasi die „Stille hören“ können.

Pflanzen und Tiere haben sich an das Wüstenklima angepasst. Der Küsten-Nebel, der ins Landinnere zieht, sichert zum Beispiel dem „Tok Tokkie“, dem Nebeltrinker Käfer, das Überleben. Die winzigen Nebel-Tropfen bleiben an seinem Rücken hängen. Wenn er sein Hinterteil nach oben streckt, läuft das Wasser durch winzige Rillen in seinem Panzer direkt in seinen Mund. An seinen Lebensraum angepasst hat sich auch „Danny“. Ein beeindruckender männlicher Wüstenelefant, der trompetend an uns vorbeiläuft. Danny ist kleiner als seine Artgenossen, hat aber größere Füße, mit denen er Wasserquellen aufspüren kann.

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussMit rauen Bedingungen in der Namib Wüste hat auch die einzige hier lebende Population von Wüstenlöwen zu kämpfen. „Es gibt nichts Schöneres und Bewundernswerteres als den Anblick eines erwachsenen Löwenmännchens“, schreibt Phil Stander in seinem Buch

„Vanishing Kings“ – Lions of the Namib Desert. Mit seinem „Desert Lion Conservation“ Projekt hat er sein Leben dem Schutz dieser Raubkatzen gewidmet, um Wege für ein konfliktfreies Zusammenleben von lokaler Bevölkerung und Raubtier zu finden. Das Überleben der Wüstenlöwen ist bedroht.

Wir sind nachdenklich auf unserer Weiterreise zum Hoanib Valley Camp. Abgelenkt werden wir von Giraffen in den Canyons, nicht so gut genährt wie „Gustav“ aber genauso neugierig. Das luxuriöse Zelt-Camp entdecken wir versteckt zwischen Dünen und Felswänden. Das Hoanib Valley Camp liegt am Hoanib Trockenfluss im Nordwesten Namibias. Heimatland der letzten großen nomadischen Stämme, der Himba und der Herero. Von unserem Guide, ein Himba, lernen wir zum Beispiel, wie Elefantendung angewendet werden kann, um Kopfschmerzen zu lindern. Oder wie fast jeder Teil des Hirtenbaumes, auch als „Baum des Lebens“ bezeichnet, von Menschen und Wildtieren genutzt und gegessen werden kann. Mit dem Camp gibt es überdies ein Partnerprojekt zum Schutz für Giraffen. Die GCF – „Giraffe Conservation Foundation” – konzentriert sich gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung für den Schutz von Giraffen in ihrem natürlichen Lebensraum. Mit Erfolg, Namibia ist eines der wenigen Länder in Afrika mit wachsender Giraffenpopulation.

In Namibia ist Regenzeit. Der Hoanib Trockenfluss wird für gerade einmal zwei Wochen im Jahr mit Wasser geflutet. Das lässt die Wüste mit ihrer Vegetation und ihren Bewohnern zum Leben erblühen. In diesem Jahr ist der Fluss förmlich überflutet, wie es in den letzten zehn Jahren nicht vorkam. Unsere Rückreise Richtung Windhoek erfordert aufgrund der starken Regenfälle fünf Fluss-Überquerungen, durch die uns Matto Barfuss sicher leitet. Zum Glück haben wir zudem perfekt ausgestattete Land Cruiser. Einen Zwischenstopp legen wir im Twyfelfontein Adventure Camp ein, das im Damaraland im Nordwesten Namibias liegt. Die berühmten Felsmalereien und Gravuren mit Jagdszenen und Afrikas Wildtieren in Twyfelfontein gehören zum UNESCO Weltkulturerbe.

Namibia: Die Gesichter der Wüste – Eine Wüsten-Experience mit dem Gepardenmann Matto BarfussAn unserem letzten Reisetag empfangen uns Giraffen am Tor zur Düsternbrook Gästefarm. Die 50’000 ha große Farm wurde 1908 gegründet und ist seit 1942 im Besitz von Familie Vaatz. Hier wird nachhaltiger Wildtourismus betrieben. Gebannt sehen wir bei der Fütterung des ältesten dort lebenden Leoparden zu, ein wunderschönes Tier.

Matto Barfuss ist Tierfilmer und setzt sich seit Jahrzehnten für den Artenschutz ein. Die Reise war seine 101. nach Afrika.

Warum möchten wir, dass eine Art überleben und leben darf, zum Beispiel Prädatoren wie Wüstenlöwen oder die Geparde in freier Wildbahn?

Wie viel und welchen Lebensraum gestatten wir ihnen?

Aus rationaler Sicht könnten wir Menschen einsehen, dass wir eine Menge Fehler gemacht haben und es besser machen sollten. Noch ist Zeit dafür.

Der Klimawandel wird über den Artenschutz gestellt, darüber sollten wir nachdenklich werden. Aus emotionaler Sicht könnten wir ein schlechtes Gewissen haben, weil wir uns über alles stellen.

Für Artenschutz und Naturschutz muss Lebensraum erhalten und gepflegt werden. Oder muss man, wenn der natürliche Lebensraum nicht mehr ausreicht, die „Art“ aussterben lassen?

Matto Barfuss wird nicht aufgeben, die Schönheit und die Wunder der Natur und Tierwelt in seinen Filmen zu zeigen, die er bewahren möchte. (©Heike Jordan, Berlin 2022, Fotos: Kai-Arne Jordan, Berlin 2022)