Deutscher Afrika-Preis 2022 an Bioinformatiker Prof. Tulio de Oliveira (Südafrika) und Virologen Dr. Sikhulile Moyo (Botswana)

Deutscher Afrika-Preis 2022 an Bioinformatiker Prof. Tulio de Oliveira (Südafrika) und Virologen Dr. Sikhulile Moyo (Botswana)
(c) Heidi Scherm/DAS

Bundeskanzler Olaf Scholz überreichte am Freitagabend, 25. November 2022, im Allianz Forum in Berlin, den Deutschen Afrika-Preis an den Bioinformatiker Prof. Tulio de Oliveira von der Universität Stellenbosch, Südafrika, und den Virologen Dr. Sikhulile Moyo vom Botswana Harvard AIDS Institute Partnership. Der Preis würdige nicht nur die persönlichen Leistungen von Prof. de Oliveira und Dr. Moyo, die mit der Entdeckung und unmittelbaren Meldung der Omikron-Variante an die WHO entscheidend zur globalen Pandemiebekämpfung beigetragen haben, sondern rücke auch die Weltklasseforschung, die in Botsuana und Südafrika betrieben wird, ins Rampenlicht, so Bundeskanzler Scholz. „Afrika hinkt nicht hinterher!“

Doch statt im November 2021 die wissenschaftliche Leistung der Forscher anzuerkennen, reagierte die EU, in der die Omikron-Variante sich bereits unentdeckt ausgebreitet hatte, mit Abschottung – ein Schritt, der nicht nur die europäisch-afrikanischen Beziehungen belastete und fatale wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region hatte, sondern auch zu Anfeindungen und Morddrohungen führte. Claus Stäcker, Präsident der Jury des Deutschen Afrika-Preises, unterstrich in seiner Laudatio den Mut und die Integrität der beiden Preisträger sowie die Entscheidung, ihre Daten und Erkenntnisse unmittelbar zu teilen – für die beiden Forscher eine Selbstverständlichkeit – und somit zur globalen Pandemiebekämpfung beizutragen.

Prof. de Oliveira und Dr. Moyo zählen in ihren Forschungsbereichen nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent zur absoluten Spitze. Dennoch werde in Europa dieses Potenzial nicht wahrgenommen und die Arbeit afrikanischer Forscherinnen und Forscher nicht anerkannt. Hier müsse es einen deutlichen Wandel in der Wahrnehmung geben, fordern die Preisträger.  Auch der Bundeskanzler betonte dies und bezeichnete die beiden Forscher als „Inspiration und Ansporn, den Blick zu weiten, alte Denkmuster zurückzulassen und neue Partnerschaften zu gründen“.

Hintergrund
Ende November 2021 stießen Dr. Moyo und sein Team des Botswana Harvard AIDS Institute Partnership auf Auffälligkeiten bei routinemäßigen Genomsequenzierungen von PCR-Tests und teilten sie in der regionalen Forschungsdatenbank. Fast zeitgleich übermittelte auch ein Privatlabor in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria auffällige Daten an das Südafrikanische Netzwerk zur Genomüberwachung (NGS-SA), das unter der Leitung von Prof. de Oliveira, der bereits Ende 2020 die erste Mutation des Coronavirus, die sogenannte Beta-Variante, entdeckt hatte, weiterführende Untersuchungen anstellte. Kurz darauf konnte die NGS-SA das Gesundheitsministerium, die WHO und die Öffentlichkeit über die neuentdeckte Variante, genannt Omikron, informieren.

Seit 1993 ehrt die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) mit dem Deutschen Afrika-Preis© herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents, die sich in besondere Weise für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur oder die gesellschaftlichen Belange in Afrika engagieren. Überreicht wird der Preis von hochrangigen deutschen Politikerinnen und Politkern, darunter etwa Bundesaußenminister Heiko Maas (2020), Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (2019) oder Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier (2017). Die DAS ist eine überparteiliche Stiftung, die sich für die erfolgreiche Umsetzung der afrikapolitischen Leitlinien der deutschen Bundesregierung einsetzt. Eine ihrer Kernaufgaben ist zudem die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit. (Deutsche Afrika Stiftung)