Buchtipp: Ines Keerl „Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit“

Buchtipp: Ines Keerl "Die Löwin vom Tafelberg - Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit"Der Roman, auf wahren Vorkommnissen beruhend, lädt ein zum Eintauchen in längst vergangene Zeiten. Lübeck. Es ist das Jahr 1662. Als Vollwaise ist Catharina gezwungen, in einer Gaststätte zu arbeiten. Von der Besitzerin wird sie schonungslos ausgenutzt. Die Nächte muss sie in einem dunklen Loch schlafen. Einem Trunkenbold wird sie zur Ehefrau zugeteilt. Um dieser Zwangsheirat zu entkommen, flieht sie und hinterlässt einen alten, treuen Freund. Das Grab ihrer Mutter, Zufluchtsort für sie, gibt sie auf.

Auf manchen Umwegen gelangt sie bis Hamburg, verfolgt von ihrer früheren Wirtin, sie schließt sich einem Reliquienhändler an. Sein Schwindel mit abgenagten Knochen fliegt auf, Catharina muss erneut fliehen.

Als Mann verkleidet versucht sie in Hamburg auf einem Schiff anzuheuern. Sie träumt davon, in ein fernes Land zu kommen, nach Batavia möchte sie. Simon, der Schiffsjunge schwärmt von diesem Ort, überall gäbe es Essbares, es sei immer warm. Sie sieht vor sich dieses Ziel, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Im unteren Raum des Schiffes überlebt Catharina die Überfahrt. Sie ist Zeugin der Gewalt und der Vergewaltigung von Simon durch den Matrosen Koosten. Der Schiffsjunge kann die Demütigung und sexuelle Gewalt nicht länger ertragen und zieht den Tod vor. Catharina sieht sich dieser Situation hilflos ausgesetzt.

Diese Handelsschiffe sind 1652 für die Versorgung der Handelswege auf dem Weg nach Indien, ausgelaufen. Kapstadt, rund um den Tafelberg, etablierte sich als die erste Stadt der Kolonialzeit. Holländische, deutsche und französische Einwanderer bevölkerten im Laufe der Zeit diese Gegend.

Catharina erlebt, in der Nähe des Tafelberges angekommen, die Versklavung und Unterdrückung der Ureinwohner, der Nomaden und Hirten.

Hans, ein früherer Soldat, hat sich von der Kompanie freigekauft. Er muss für 10 Jahre hierbleiben, und daher darf er auch Land besitzen. Er fragt Catharina, ob sie ihn heiraten will. Sie willigt ein, auch in der Hoffnung, sich von ihrer schrecklichen Vergangenheit befreien zu können.

Immer wieder begegnet sie lebensgefährlichen, bedrohlichen Situationen. Der frühere Matrose Koosten, jetzt aufgestiegen in der korrupten Kolonialverwaltung, versucht mit allen Mitteln, sie und ihren Ehemann Hans zu vernichten.

Mit Unterstützung der Ureinwohner, die nicht öffentlich gezeigt werden darf, bauen die beiden ihre Farm auf. Wenige Frauen aus Europa leben in der Kolonie. Umso mehr richtet sich das Interesse der Männer mit Gewalt und Verachtung auf die Ureinwohnerinnen.

Catharina versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, sich gegen die

feindliche Umwelt zu wehren. Nicht immer gelingt es ihr, die erforderliche Hilfe zu bekommen.

Die Lage spitzt sich weiter zu, ein Ausweg aus dieser schwierigen Situation wird immer unwahrscheinlicher.

Ines Keerl hat einen fesselnden Roman verfasst. Eine Lektüre; bei der nur schwerlich eine Lesepause eingehalten werden kann. Das stets wach gehaltene Interesse am Fortgang der Erzählung bleibt bis zur letzten Seite. (Theresa Endres)

Ines Keerl “ Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit“
Roman, Emons Verlag, 2023, ISBN 978-3-7408-1707-7
447Seiten

15,-Euro