African Book Festival: Festivalleitung äußert sich zur Berufung des mauretanischen Schriftstellers Mohamedou Ould Slahi Houbeini

African Book Festival: Festivalleitung äußert sich zur Berufung des mauretanischen Schriftstellers Mohamedou Ould Slahi Houbeini
PAX Friedenspreis 2022 an Mohamedou Slahi @ c Lize Kraan

Gestern äußerte sich erstmals die Festivalleitung öffentlich zu den Vorwürfen, sie habe bei der Wahl des African Book Festival Kurators 2023 die Vergangenheit Mohamedou Ould Slahi Houbeinis ignoriert. Ronya Othmann hatte in der FAZ polemisiert und behauptet, man spucke den Opfern des Islamismus damit ins Gesicht (siehe auch HIER).

In 3Sat Kulturzeit reagierte Stefanie Hirsbrunner im Namen der Direktion und stellte zunächst klar, dass an der künstlerischen Kompetenz von Mohamedou Slahi kein Zweifel bestünde. Hirsbrunner verwies neben Slahis hohem internationalen Ansehen, auf seinen New York Times Bestseller „Das Guantanamo Tagebuch“, seinen aktuellen Roman „Die wahre Geschichte von Ahmed und Zarga“, der in diesem Jahr in deutscher Übersetzung im InterKontinental Verlag erscheinen wird und das von ihm verfasste Theaterstück „Yaras Hochzeit“, das aktuell am Staatstheater Hannover aufgeführt wird.

Darüber hinaus sei kaum ein anderer Fall so umfassend recherchiert, wie der Mohamedou Slahis.

Mit einem Hochbegabtenstipendium kam Slahi 1988 zum Studium nach Deutschland. Die meisten islamistischen Gruppierungen Afghanistans unterhielten in der damalig westdeutschen Hauptstadt Bonn Büros für ihre politisch-propagandistischen Aktivitäten. Warum Slahi mit diesem, wie er annahm, westlich unterstützten Freiheitskampf sympathisierte, erarbeitet auch die 12-teilige Podcast Serie „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“ der Journalisten John Goetz und Bastian Berbner im NDR. Slahi sagte sich nach kurzer Zeit von dieser Ideologie los.

Stefanie Hirsbrunner betonte gegenüber 3Sat, man habe sich im Vorfeld intensiv mit der Biographie Slahis beschäftigt. Ihrer Ansicht nach schaue Deutschland derzeit zu Recht in Regionen wie den Iran oder Afghanistan, wo im Namen der Religion unterdrückt werde: „Wir prangern die Abwesenheit von Rechtsstaatlichkeit an, nur ist das keine Einbahnstraße, wir müssen auch den Finger auf Guantanamo legen und hier ist Mohamedou Slahi ein wichtiger Gesprächspartner.“

Vorwürfe gegen die Person Mohamedou Slahis ordnete sie zeitlich ein. Diese seien 30 Jahre alt und bezögen sich auf Slahis Zeit als Teenager.

Slahi traf sich nach der Entlassung aus Guantanamo mit seinen Folterern. „Ich habe mich gefragt, wer die Charakterstärke hätte, sich nachdem, was ihm angetan wurde, nach physischer und psychischer Gewalt und diesem Unrecht, den Weg des Dialogs und der Vergebung einzuschlagen. Das ist schon sehr einzigartig.“

2022 wurde Mohamedou Slahi mit dem Friedenspreis der größten niederländischen Friedensorganisation PAX ausgezeichnet.

Dass nach den Erfahrungen der Documenta 2022 sensibilisiert auf die künstlerische Leitung von Kulturveranstaltungen geschaut werde, sei verständlich, so Hirsbrunner. Einen Generalverdacht lehne sie jedoch ab. Man müsse sich ansehen, wofür das African Book Festival steht. Seit 5 Jahren sei die Veranstaltung eine Plattform für Antirassismus und Feminismus und in ihrer Perspektivenvielfalt Deutschland einzigartig. Afrikanische Künstler*innen arbeiteten eng mit dem deutschen Team zusammen. Die Kurator*innen hätten sehr oft Bezug zu Deutschland. Beispielsweise spreche Mohamedou Slahi genau wie die spätere Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels Tsitsi Dangarembga vor ihm, durch die Studienzeit exzellent Deutsch.

„Ich kann beruhigen, eine Documenta wird sich hier nicht wiederholen“, sagte Stefanie Hirsbrunner abschließend. (PM Stefanie Hirsbrunner)