6. März 1957: Zum 66. Gründungsjubiläum der Republik Ghana

6. März 1957: Zum 66. Gründungsjubiläum der Republik Ghana
Ex-Präsident Rawlings. Foto: ia

Ghana, die frühere englische Kolonie Gold Coast errang seine Unabhängigkeit unter Führung des ersten Ministerpräsidenten Dr. Kwame Nkrumah, dem heute als Visionär seiner Zeit Respekt erwiesen wird. Heute hören wir von Vizepräsident Dr. Mahamudu Bawumia seine Vision für Ghana: „Wir können eine Wirtschaft nicht einfach mit Ziegel und Beton umbauen, wir können eine Ökonomie nur mit Ideen, Systemen und Institutionen transformieren, d.h. ein System zum Aufbau eines neuen Ghana, das den Titel „Gateway to  Africa“ verdient.“

Der über 60-jährige Entwicklungsprozess des Landes verlief ungleich in schwierigen Phasen. Der Weg in eine freie und in eigener Verantwortung zu tragender Staatspolitik brachte auch empfindliche Rückschläge. Ein entscheidender Zeitabschnitt beginnt im Januar 1993 für das Land mit Weg in die 4. Republik, in Form der Präsidialdemokratie unter Präsident Rawlings (Foto).

Heute wird Ghana als Modell der Aufbruchstimmung Afrikas herausgestellt. Ghana als stabiler Staat basiert auf einer gut entwickelten Demokratie. Eine positive Wertung im ausgewiesenen Ranking des IWF für 2022 zeigt Ghana auf dem 72. Platz (BIP 79,2 Mrd $). Für die Wertung des Landes als Stabilitätsanker in Westafrika müssen wir unter dem aktuellen Globalisierungsgeschehen für Ghana ein Reihe bestimmender Fakten bewerten, die notwendige Veränderungen für einen nachhaltigen Entwicklungsweg erfordern. Die Wachstumsrate (GDP) lag 2021 bei 5,4 %, und für 2022 werden 3,5 % erwartet. Mit weitgehenden strukturellen Reformen soll die Wirtschaftskraft im neuen Jahr 2023 kontinuierlich erhöht werden.  Der Reichtum Ghanas erwächst mit der Ressourcenbasis von Gold, Kakao, Holz, Mineralien wie Mangan, Bauxit (Aluminium) und nicht zuletzt mit agrarischen Produkten, die mit den  Erlös die Finanzkasse füllen können. Entscheidend ist jedoch, damit die lokale Aufbereitung der Rohstoffe und die Wertschöpfung zu erzielen. In Anbetracht der stark wirkenden Schuldenkrise fehlen dem Staat ausreichend Mittel in der Finanzpolitik, z.B. für die Stärkung der Investitionskraft und der sozialen Fonds. Auf dem schweren Weg zur Schuldenlösung konnte die ghanaische Regierung im Dezember 2022 mit dem IWF ein Kreditpaket vereinbaren über 3 Mrd US$.

Die fortlaufende Krisenlast bringt weitere erhebliche Entwicklungsschwächen mit sich,         die es zu überwinden gilt. Allein die Inflationsrate 31,1% wirkt stark auf das Leben der Zivilgesellschaft, die mit Frust und Groll gegen die Regierung auftritt. Die größte Herausforderung für die Regierung besteht darin, die wachsende soziale und regionale Ungleichheit im Land zu dämpfen.

Mein Standpunkt ist, dass Ghana als aufgerufener Reformpartner in Westafrika in der gegenwärtigen Krisenlage mit unserer offensiveren Zusammenarbeit und ausgewogener Investitionsbereitschaft der deutschen Unternehmen seinen gesetzten Strategiezielen bis 2030 schneller näherkommen kann.

Hier leite ich über auf die 2017 vom Staatspräsidenten Akufo-Addo aufgerufene Wirtschaftsinitiative „ One District – One Factory“, deren Bilanz sich 2022 beläuft                    auf 232 Projekte im Manufakturbereich, 76 Companies for New Food (Green Food),                 48 Existing Food. Hier liegt ein Ansatz zum Ausbau gewerblicher Kapazitäten in Ghana durch Mitwirkung deutscher KMU in Regie der Mittelstandverbandes.

Die Landwirtschaft steht in ihrer bedeutenden Herausforderung für Afrika überhaupt für Sicherung der Ernährungssouveränität. Für Ghana gesehen plädiert der Agrarminister für die

Beschleunigung der wirtschaftlichen Stabilität und Wertschöpfung auf Basis des    Programms „Planting for Food and Jobs“(PFJ). Notwendig sind strategische Anstrengungen zur Primärproduktion und  Verarbeitung mit  moderner  Technologie und  Senkung der Ernteverluste.

Anlässlich des DAKAR-2- Gipfels „Afrika ernähren“ im Januar 2023 verwies Senegals Präsident Macky Sall darauf, dass in Afrika bis 40 % der Agrarproduktion verlorengehen wegen unzureichender Lagerung und Konservierung! Um von ihm genannte Eckpfeiler auch auf Ghana zu beziehen, u.a. zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Mechanisierung, habe ich bereits die Idee gegeben für die Entwicklung sog. kompakter Agrarprojekte, regional geplant.  D.h., die bereits im Programm von <Agro-Business> geplanten Projekte zur Nahrungsmittelverarbeitung sollten einbezogen werden in die Struktur eines       Industrieparks der Agromodernisierung, zum Anbau, Verarbeitung, Lagerung,          Transport, sowie mit  Workshops für handwerkliche und technologische Leistungen.             Und das unter dem Aspekt interessanter Jobs, einschl. Bildung für die Jugend zu schaffen.

Deutsche Unternehmen sollten sich in kooperativer Form für eine Zusammenarbeit mit industriellen und gewerblichen Projektvorschlägen für diesen Bereich konstituieren und   diese den ghanaischen Partnern anbieten. Ich spreche dazu Unternehmen an im Landmaschinenbau, Agrarunternehmen und Experten, sowie die KfW-Entwicklungsbank/DEG – für Finanzierungsfragen, und erwarte auch vom BDI eine Mitwirkung, um operative Aktivitäten auszulösen.  Die globale Zeit erfordert beschleunigtes Herangehen zum Ausbau unserer Marktposition in Ghana / Westafrika, denn China, Russland, Indien haben ihre perfekten Verbindungen auf dem Kontinent.

Ich schließe ab mit dem klaren Slogan des BDI: „Afrika ist heute ein MUSS für die deutsche Wirtschaft!“ und beziehe das konkret auf unsere guten Beziehungen mit Ghana. (Dipl.oec. Gerd Eckert)